Richard Zorn - dem Pionier der Grenzsteinforschung

Richard Zorn war ambitionierter Obstzüchter und Pomologe, der nach seiner Ausbildung zum Gärtner mehrere Jahre lang Erfahrungen in den bedeutendsten Obstbaubetrieben Deutschlands, Belgiens, Hollands, Frankreich und England sammelte. 1884 siedelte er nach Hofheim am Taunus über, wo er sowohl klimatisch günstige Bedingungen für den Obstbau als auch gute Absatzmöglichkeiten für seine Produkte antraf. Dabei betrieb Richard Zorn vielseitige wissenschaftliche Studien zu Obstsorten und erstellte ein großes beschreibendes Verzeichnis von über 1.000 in Deutschland angebauten Kernobstsorten, das er durch eigene farbige Zeichnung illustrierte. Die Erfolge seiner Erzeugnisse auf Ausstellungen, eine immer ausgedehntere Tätigkeit als Gutachter, gesuchter Sortenkenner, Vorstandsmitglied der Deutschen Pomologischen Gesellschaft und nicht zuletzt seine rege Mitarbeit an führenden Fachzeitschriften wiesen Richard Zorn als anerkannten Experten in seinem Fachgebiet aus.
Richard Zorn interessierte sich aber auch für historisch-antiquarische Themen. Neben der Trachtenforschung begannen ihn auch heraldische Dinge zu interessieren. Als Pfleger für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer seines Heimatkreises wurde er der archäologischen Wissenschaft ein ausgezeichneter Helfer.
Zorns Interesse für die Flurnamen in den Feldgemarkungen und für die dortigen Grenzsteine wurde im Jahr 1921 bei seinen sonntäglichen Ausflügen und Wanderungen geweckt. Bei der Untersuchung der alten Gewanneinteilung in der Gemarkung Langenhain wurde er zum ersten Mal auf alte Grenzsteine aufmerksam, deren Inschriften er nur unsicher oder gar nicht zu deuten vermochte. Er begann daraufhin, seine allsonntäglichen Wanderungen zur Erforschung der heimischen Grenzzeichen zu nutzen. Hierbei kamen ihm seine Freude am Wandern in der freien Natur, seine guten landesgeschichtlichen Kenntnisse, seine zeichnerische Begabung und seine Fähigkeit zur exakten Beschreibung der Objekte sehr zugute.
Richard Zorn betrachtete seine Grenzsteinwanderungen und –studien einzig als Liebhaberei. An eine Veröffentlichung seiner Ergebnisse hatte er in seiner Bescheidenheit nie gedacht. Doch sein Hofheimer Nachbar Dr. Albert Blank drängte ihn dorthin und ebnete dazu alle erforderlichen Wege. So erschien 1931 das mit über 700 Grenzsteinzeichnungen reich bebilderte Buch „Grenzsteine des Rhein-Main-Gebietes“, das auch heute noch die Grundlage der Grenzsteinforschung in Hessen darstellt – nicht nur im Rhein-Main-Gebiet.


Für den Verein zur Pflege historischer Grenzmale Hessen e.V. ist Richard Zorn der Urvater der Erfassung, Erforschung und Dokumentation historischer Grenzsteine. Anlässlich seines 165. Geburtstages und seines 80. Todestages gedenkt der Verein im März 2025 dieser Persönlichkeit.

 

Wir freuen uns und sind dankbar, dass das Gedenken in Kooperation mit dem Historischen Arbeitskreises Hofheim in der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt e.V. - der Heimat von Richard Zorn - erfolgt.
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